Jetzt also auch Apple. Bislang hatte der US-Konzern den weltweiten Chipmangel, der vor allem die Hightech- und Automobilindustrie plagt, offenbar unbeschadet überstanden. Während anderswo die Bändern stillstehen, weil wichtige Halbleiterbauteile fehlen, meldet der iPhone-Hersteller Rekordzahlen. Umsatz und Gewinn haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, sogar beim Verkauf von Macs und iPads gingen die Zahlen nach oben.
Apple ist damit nicht das einzige Technologieunternehmen, dem die Coronakrise gewaltige Umsätze bescherte. Vor wenigen Tagen meldete bereits Googles Mutterkonzern Alphabet ein Umsatzplus von 34 Prozent. Bei Facebook sind es 48 Prozent, bei Sony und Microsoft sieht es nicht viel anders aus.
Unvorhersehbare Entwicklungen
Doch dieses Surfen auf der Umsatzwelle könnte für einige Firmen bald schwieriger werden. Davor warnt nun selbst Apple-Chef Tim Cook. Nachdem Finanzchef Luca Maestri Analysten in einem Konferenzgespräch mitgeteilt hatte, der jahreszeitlich bedingte Rückgang der Umsätze im Juni werde aufgrund der Chipknappheit diesmal stärker ausfallen als sonst, erklärte Cook die Gründe dafür.
Die liegen demnach nicht bei Nachschubproblemen von Chipherstellern wie TSMC, die für Apple Prozessoren herstellen. Bei diesen Unternehmen dürfte das Unternehmen aufgrund seiner enorm großen Bestellmengen stets oberste Priorität genießen. Vielmehr seien es die Produzenten weniger komplexer Halbleiterbausteine, die Apples Produktion einschränken könnten, heißt es, weil deren Produkte auch in anderen Industrien, wie eben beim Autobau, benötigt werden.
Wie groß die Einschränkungen durch den Chipmangel für Apple tatsächlich werden, sei schwer abzuschätzen, weil zu viele Faktoren Einfluss auf die Situation haben, sagte Cook weiter: »Wir erwarten, dass wir durch das Angebot, nicht durch die Nachfrage limitiert sein werden.« Betreffen würden eventuelle Einschränkungen vor allem Macs und iPads.
Sony plagen noch andere Probleme
Auch Sony sieht in manchen Bereichen noch kein Licht am Ende des Tunnels. Das betrifft vor allem die seit ihrer Markteinführung permanent ausverkaufte Playstation 5. Im vergangenen Jahr habe der japanische Konzern 4,5 Millionen Exemplare der im November erschienen Spielkonsole ausliefern können, für 2021 hat er sich 14,8 Millionen vorgenommen, berichtet das britische »PC Magazine«. »Können wir das Angebot drastisch erhöhen?«, sagten Konzernsprecher auf Fragen von Journalisten. »Nein, das ist unwahrscheinlich.« Die Chipknappheit sei allerdings nur einer der Faktoren, die die Produktion neuer Konsolen limitiere.
Bei Microsoft sieht es ähnlich aus. Die Nachfrage nach den neuen Spielkonsolen Xbox Series X und Xbox Series S seit weit größer gewesen als der Nachschub, sagte Microsofts Finanzchefin Amy Hood bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen. Laut Bloomberg teilte sie auch mit, dass das Angebot weiter eingeschränkt bleiben werde. Als Grund gab Hood dem Finanzportal zufolge die anhaltende Chipknappheit an.
Dass die Lage auf dem Technikmarkt weiter angespannt bleibt, bestätigte auch der Chiphersteller Qualcomm, dessen Produkte vor allem in Smartphones und Tablets zum Einsatz kommen. In allen Geschäftsbereichen, von Smartphones über Netzwerkprodukte bis hin zur Autoindustrie sei die Nachfrage nach Halbleiterkomponenten größer als das Angebot, sagten Unternehmenssprecher dem Portal »Axios«. Eine Entspannung der Lage erwarten sie erst gegen Ende des Jahres. Es sei »eine wirklich ungewöhnliche Zeit«, sagte Qualcomm-CEO Steve Mollenkopf, aber man werde da schon durchkommen.
Mangel an Mikrochips: Spielkonsolen und Computer könnten knapp bleiben - DER SPIEGEL
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