Vivo, die weltweite Nummer fünf im Smartphonemarkt, ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Mit dem X60 Pro und dem Sponsoring der Uefa-Europameisterschaft will das chinesische Unternehmen das ändern. Das Smartphone mit dem sperrigen Namen ist der Nachfolger des gerade einmal vor acht Monaten vorgestellten X51 und schmückt sich mit einem winzigen Zeiss-Logo. Ähnlich wie zuvor Huawei mit Leica sichern sich die Chinesen hier die Strahlkraft einer prestigeträchtigen Marke. Dabei baut Zeiss keine Kameras für Vivo, sondern hilft ein wenig bei deren Entwicklung.
Drei Hauptkameras hat das Smartphone. Der Star ist das Weitwinkelobjektiv mit 1:1,48 weiter Blende und 48-Megapixel-Sensor. Dazu gesellen sich zwei 13 Megapixel auflösende Kameras mit zweifacher Vergrößerung und Superweitwinkel mit dem Faktor 0,6.
Die Weitwinkelkamera hat einen besonderen Verwackelungsschutz, den Vivo »Gimbal 2.0« nennt. Er gleicht Bewegungen um fünf Achsen aus: Drehungen um X-, Y- und Z-Achse sowie Bewegungen längs der X- und Y-Achse. Im Test gelangen damit auch bei zittriger Hand in Bewegung scharfe Aufnahmen.
Der Mikro-Gimbal stabilisiert in allen Modi außer Porträt und Zeitlupe. Videos lassen sich mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde und 4K oder 1080p-Auflösung aufnehmen. Fotos kann man mit 48 Megapixeln knipsen, in der Standardeinstellung reduziert die Kamera-App die Aufnahmen durch sogenanntes Pixel-Binning jedoch auf 4000 mal 3000 Bildpunkte, also zwölf Megapixel. Die Frontkamera löst 32 Megapixel auf und blickt durch ein zentral angeordnetes Loch im Display.
Für den Porträtmodus hat Zeiss den »Biotar«-Modus beigesteuert, der den Look des gleichnamigen sechslinsigen Zeiss-Objektivs nachempfindet. Die Software erlaubt, bei Porträtaufnahmen auch nachträglich den Fokuspunkt und die berechnete Blende zu setzen. Damit kann man das Bokeh und die Schärfentiefe nachträglich verändern. Weniger ernst zu nehmen sind die vielen anderen Effekte zur Aufhübschung von Porträts bis hin zu »Für Männer geeignetes Make-up«.
Die Ausstattung
Mit einem Listenpreis von knapp 800 Euro kratzt das X60 Pro an der Oberklasse, es wird von einem Snapdragon-870-Prozessor angetrieben, der von Qualcomm explizit für günstige Flaggschiff-Smartphones entwickelt wurde. In Leistungsmessprogrammen liegt er in manchen Disziplinen beispielsweise auf Augenhöhe mit Samsungs Galaxy 21 Ultra, wird in anderen weit abgehängt. Im Test war aber nie eine Schwäche zu spüren.
Zwölf Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher hat Vivo verbaut, denen 256 GB Speicherplatz zur Seite stehen, von denen sich nochmals drei GB dem Arbeitsspeicher zuschlagen lassen, wenn es eng wird. Das Display kann mit 60 und 120 Hertz Bildwiederholfrequenz arbeiten, die Umschaltung erfolgt automatisch. Der Fingerabdrucksensor hinter dem Display arbeitet schnell und zuverlässig.
Das Gehäuse ist sehr wertig und präzise gefertigt. Durch die leicht abgerundeten Displaykanten liegt es schmal und angenehm in der Hand. Das 6,56 Zoll messende Amoled-Display erreicht eine Spitzenhelligkeit von 1300 Nits und einen Kontrast von 1:6 Millionen.
Mit 5G, Wifi 6, Bluetooth 5.1 sowie NFC hat das X60 Pro weitgehend aktuelle Funktechnik an Bord. Zum Lieferumfang gehören ein USB-C-Kabel, ein USB-C Audioadapter, In-Ear-Kopfhörer, ein 33-Watt-Netzteil und eine klare Schutzhülle.
Der Akku wird binnen einer Stunde vollständig geladen und braucht nur 20 Minuten, um von 15 auf 50 Prozent zu kommen. Er sollte unter allen Bedingungen den ganzen Tag halten. Bei den Tests hatte ich täglich mehr als zehn Stunden Bildschirmzeit, bei einer Gesamtlaufzeit von mehr als 24 Stunden. Wer den Akku schneller dezimieren will, kann das Display fest auf 120 Hz einstellen und eine Always-on-Darstellung wählen. Bei voller Helligkeit und einem in Endlosschleife laufenden Netflix-Film schaffte das X60 Pro 16 Stunden. Da kann man auf das fehlende induktive Laden gut verzichten.
Vivos Update-Versprechen
Bei seiner auf Android 11 basierenden Benutzeroberfläche Funtouch 11.1 hat sich Vivo erfreulich wenig von Googles Original entfernt und verzichtet auch weitgehend darauf, Google-Apps durch eigene zu ersetzen, wie es manch andere Hersteller tun. Neben Facebook und Netflix wird eine Vivo-App für Fotoalben installiert, die sich aber problemlos entfernen lässt. Einige Systemfunktionen sind in einer iManager genannten App zusammengefasst.
Für seine Software verspricht Vivo, drei Jahre lang Sicherheitsupdates sowie zwei künftige Android-Versionen zu liefern. Die Erfahrungen mit dem X51 zeigen, dass Vivos Updates häufig, aber nicht immer monatlich kommen und meistens einen Monat hinter Googles Rhythmus zurückliegen.
Fazit
Das X60 Pro gefällt mir ausnehmend gut, weil es so schlank und vergleichsweise leicht ist. Die samtige Rückseite ist nicht rutschig, das Gehäuse hat keine überflüssigen Knöpfe, sondern kommt mit Ausschalter und Lautstärkewippe aus. Die Fotos sind durchweg ausgezeichnet. Nur zwei Auslassungen fallen auf: Das Gerät hat keinen zweiten Lautsprecher und ist nicht als wasserdicht zertifiziert. Laut Vivo ist Spritzwasser okay, eintauchen in Wasser aber nicht.
Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hieß es in diesem Text, das Vivo X60 Pro habe nur Wifi 5. Tatsächlich ist es mit Wifi 6 ausgerüstet. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
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Vivo X60 Pro im Test: Das Zeiss ist heiß - DER SPIEGEL
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