Dank Peer-to-Peer und Smartphones sollte eine Kommunikation beim Blackout nach dem Hochwasser schnell hergestellt werden können. Leichter gesagt als getan.
Bei Katastrophen wie dem Hochwasser der vergangenen Woche mit mehr als 150 Toten leidet auch massiv die Kommunikationsinfrastruktur. Kabel für Festnetzverbindungen und Mobilfunktürme werden einfach weggespült. Auch die Stromversorgung bricht teils komplett zusammen. Mit moderner Technik und kleinen energiesparenden Smartphones in jeder Hosentasche müsste sich das Problem eigentlich schnell überwinden lassen. Praktisch umsetzbar ist das bisher aber kaum.
Zunächst ist hier anzumerken, dass sich in derartigen Katastrophenfällen Behörden, Helfer und Infrastrukturbetreiber erst einmal mit großem Aufwand darum bemühen, die übliche Kommunikation wieder herzustellen. Dafür werden schnell Notstromaggregate besorgt und eine Notfallkommunikation über Funkgeräte aufgebaut. Im Zweifel wechseln die Beteiligten auch auf althergebrachte Technik wie die Nutzung von analoger Technik über UKW. Doch die zwischenmenschliche Kommunikation der Betroffenen untereinander bleibt dabei außen vor, obwohl die technischen Voraussetzungen dafür eigentlich gegeben wären.
Immerhin haben inzwischen sehr viele Menschen Smartphones und können diese auch über Powerbanks oder ähnliches mehrere Tage lang betreiben. Es ist naheliegend anzunehmen, dass es dann doch auch möglich sein sollte, schnell eine direkte Kommunikation untereinander aufzubauen. Bei einem kurzen Gespräch darüber in der Golem.de-Redaktion hat so mancher eine gute Idee und es fallen viele Schlagworte, die sich allerdings bei näherer Betrachtung allesamt als wenig hilfreich erweisen.
Eigenes Netz kaum praktisch umsetzbar
So zeigen etwa immer wieder Freifunk-Communitys oder ähnliche Gemeinschaften auch in teils sehr abgelegenen Regionen der Welt, dass sie unabhängig von großen Providern eigene Netze aufbauen können. Diese umspannen teilweise ganze Städte und die Router lassen sich im Zweifel mit Solarmodulen oder mit einigen Adaptern auch an Autobatterien betreiben. Nur müssen diese Router und Access Points eben zuerst einmal überhaupt vorhanden sein, um im Katastrophenfall genutzt werden zu können.
Denn mit handelsüblichen Routern lassen sich derartige Netze leider nicht einfach mal schnell per Knopfdruck umsetzen. Die Netze müssen erst speziell aufgebaut werden. Der dafür nötige Aufwand ist in Situationen wie der Zerstörung nach dem Hochwasser nur schwer zu leisten und behindert eventuell sogar die Arbeit der offiziellen Helfer. Da ist es wohl leichter, auf den notdürftigen Wiederaufbau des Netzes durch Profis zu warten.
Direkte Kommunikation und Basteleien mit Hindernissen
Alternativ dazu gibt es einige Möglichkeiten zur direkten Kommunikation zwischen Geräten auch ohne zentrale Infrastruktur wie Mobilfunk oder WLAN. Diese beschränken sich viel zu oft aber auf sehr nischige Bastelprojekte wie etwa Messenger oder Mesh-Netzwerke über Lora. Das wiederum setzt aber auch eigene und spezielle Hardware voraus.
Ähnlich verhält es sich mit Geräten, die speziell für die Outdoor-Kommunikation entwickelt wurden und zum Beispiel auf Satelliten-Kommunikation zurückgreifen.
Übrig bleiben, wie bereits erwähnt, die zahlreich vorhandenen Smartphones. Diese verfügen mit Wi-Fi-Direct oder auch Bluetooth bereits über Bordmittel, die eine direkte Kommunikation zwischen Geräten ermöglichen. Tatsächlich gibt es einige wenige Messenger, die genau das können. Dazu gehört etwa die App Bridgefy, die unter anderem von Demokratie-Aktivisten in Hongkong eingesetzt wurde. Auf Golem.de haben wir außerdem schon den freien und anonymen Messenger Briar vorgestellt, der ebenfalls über Bluetooth Nachrichten austauschen kann.
Im Fall akuter Katastrophen ergibt sich aber auch hier wieder das Problem, dass nur wenige Menschen bereits über derartige Apps verfügen dürften. Weit verbreitete Messenger-Apps wie Whatsapp oder Signal basieren dagegen auf Internetkommunikation, eine Peer-to-Peer-Funktion der Apps über Bluetooth ist nicht vorgesehen und auch nicht absehbar.
Und selbst wenn derartige Apps verwendet werden, bleibt immer noch das Problem, dass sich Menschen zum Verbreiten von Nachrichten dann auch über größere Distanzen bewegen müssten. Nur so können die Nachrichten zum Beispiel auch noch an Freunde oder Familie im übernächsten Dorf verschickt werden. Auch das ist in Fällen wie dem aktuellen Hochwasser, in dem ganze Ortslagen über mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten waren, eher unwahrscheinlich.
Offensichtliche Lösungen für all die aufgeführten Probleme gibt es nicht. Denn all die theoretischen technischen Möglichkeiten scheitern schnell an realen Gegebenheiten. Im Katastrophenfall heißt das dann, abzuwarten und darauf zu setzen, dass etwa der Mobilfunk möglichst schnell wieder läuft. Die alltägliche moderne Technik hilft in der Zwischenzeit leider nicht.
Hochwasser in Deutschland: Im Katastrophenfall hilft kein Handy mehr - Golem.de - Golem.de
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