Kaum ein Thinkpad hat ein besseres Panel verbaut als das X1 Extreme. Auch generell ist es ein sehr gutes Gerät - wenn Geld keine Rolle spielt.

Ein Thinkpad als Spiele- und Arbeitsstation ist eine gute Idee, findet zumindest Lenovo. Das Unternehmen stellt daher die bereits vierte Generation des Thinkpad X1 Extreme vor. Es soll durch ein 45-Watt-SoC, ein sehr gutes Display und das typische schlichte und gut verarbeitete Gehäuse punkten. Außerdem findet noch eine dedizierte Nvidia-Grafikeinheit - hier die Geforce RTX 3050 Ti Mobile - Platz. Wir denken: Das ist wirklich gut gelungen. Es ist schwierig, am X1 Extreme Kritikpunkte zu finden - abseits vom hohen Preis, der bei rund 2.600 Euro beginnt.
Das uns von Lenovo zu Testzwecken gestellte Exemplar ist mit einem hochauflösenden IPS-Panel mit 16 Zoll (40,6 cm) Bilddiagonale ausgestattet. Direkt nach dem Anschalten merken wir, wie leuchtstark das Display ist. Unsere Messwerte bestätigen dieses Gefühl: Mit maximal 620 cd/m² gehört das Display zu den hellsten auf dem Notebook-Markt. Die Auflösung ist mit 3.840 x 2.400 Pixeln zudem sehr hoch.
Ein Display, das seinesgleichen sucht
Enthusiasten werden schnell merken: Es handelt sich um ein 16:10-Panel, das entspiegelt ist und um 180 Grad gekippt werden kann. Der zusätzliche vertikale Platz auf dem Desktop macht sich bei Fotobearbeitung, beim Coden oder Scrollen auf Webseiten bemerkbar. Allerdings müssen wir uns auf kleine schwarze Ränder beim Serien- und Filmeschauen einstellen. Auch einige kompetitive Spiele wie Blizzards Overwatch unterstützen keine 16:10-Auflösungen.
Komponente | Details |
---|---|
CPU | Intel Core i7-11800H (8C/16T @ 27 Watt) |
GPU | Nvidia Geforce RTX 3050 Ti Mobile (4 GByte GDDR6, 55 Watt) |
RAM | 16 GByte DDR4 (1x SO-DIMM gesteckt, ein freier RAM-Slot) |
Massenspeicher | Samsung PM9a1 (512 GByte, M.2-2280, PCIe Gen4) |
Display | 16" (40,6 cm) IPS-Panel (620 cd/m², 3.840 x 2.400 Pixel, entspiegelt, ~96,5 Prozent DCI-P3) |
Anschlüsse | 2x USB-A 3.2 Gen1, 2x Thunderbolt 4 (USB-C), 1x SD-Kartenleser, 1x 3,5-mm-Klinke, 1x HDMI 2.0b |
Netzwerk | Wi-Fi 6E (802.11ax + 6 GHz), 5G (Mobilfunk) |
Maße | 35,9 x 25,3 x 1,99 cm, ~1,8 kg |
Akku | 88,7 Wattstunden (~8:13 Stunden Laufzeit) |
OS | Windows 10 Pro (kompatibel mit Windows 11) |
Preis | 3.430 Euro (getestete Konfiguration) |
Übrigens ist das Display nicht nur sehr hell, sondern auch relativ farbgenau. Ab Werk sind die grünen Töne etwas übersättigt. In diesem Bereich zeigt das Notebook die größten Abweichungen zum DCI-P3-Farbraum. Insgesamt werden 96,5 Prozent des Farbraum-Volumens abgedeckt. Das Delta E von 0,68 ist sehr gut. Interessant: Lenovo installiert einen Farbprofil-Manager von X-Rite vor. Damit können wir Farbprofile für diverse Farbräume auswählen.
Das Panel unterstützt HDR, was allerdings die Farbgenauigkeit verfälscht. Für Fotobearbeitung unterwegs ist das Panel absolut ausreichend, Profis können alternativ auch stationär einen entsprechenden Monitor verwenden.
Nicht nur das Display im X1 Extreme Gen 4 ist exzellent, auch das Chassis an sich lässt wenig Raum für Kritik. Wir erhalten hier das gewohnt gut verarbeitete schwarze Gehäuse mit matt-gummierter Oberfläche. Die Maße betragen 35,9 x 25,3 x 1,99 cm. Das Gewicht liegt bei etwas mehr als 1,8 kg. Der Deckel ist zudem mit einem Kohlefasermuster texturiert, was dem Gerät im richtigen Licht eine interessante minimalistische Optik verleiht.
Bis auf das Thinkpad-Logo und wenige rote Akzente wie dem typischen Trackpoint, ist das Gerät komplett schwarz. Uns gefällt der Thinkpad-Look weiterhin. Viel wichtiger ist allerdings, dass auch die Tastatur und Trackpad-Trackpoint-Kombination überzeugen.
Gewohnt gute Tastatur, besseres Trackpad
Wie bei anderen Thinkpads wird hier die bekannte Lenovo-Tastatur mit dem gewohnt langen und straffen Tastenanschlag von 1,5 mm und konvex geformten Keycaps verbaut. Durch den 16-Zoll-Formfaktor ist hier recht viel Platz für Tasten. Deshalb sind auch dedizierte Pfeiltasten und Sondertasten ohne Einschränkungen dort zu finden, wo wir sie bei einem Standard-ISO-Layout deutscher Beschriftung auch erwarten. Einzig die Fn-Taste ist - typisch bei Lenovo - mit der Strg-Taste vertauscht. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Alternativ tauschen wir die Tastenbelegung im BIOS.
Merklich verbessert hat Lenovo das Trackpad. Der Konzern lernt aus Fehlern und verbaut eine größere Sensorfläche, die zudem eine angenehme Texturierung hat. Das Klicken und Scrollen auf dem Trackpad ist sehr angenehm - trotz recht großer Zusatzmaustasten oberhalb des Pads. Die sind für den Trackpoint gedacht, der weiterhin eine valide Eingabealternative ist. Durch das gute Trackpad mussten wir in diesem Fall nicht darauf zurückgreifen, Optionen sind aber immer ein Plus.
An den Gehäuseseiten können wir auf genug Ports zurückgreifen. Dazu zählen zwei USB-A 3.2 Gen1, zwei Thunderbolt-4-Buchsen (USB-C), ein SD-Kartenleser und HDMI 2.0b. Bei einigen Konfigurationen gibt es zudem einen SIM-Kartenslot, wenn ein entsprechendes Mobilfunkmodem verbaut ist.
Doch nicht nur äußerlich weiß das X1 Extreme Gen 4 zu überzeugen, auch die Leistung ist wirklich gut.
Das Thinkpad kann auf Intels aktuelle Tiger-Lake-H45-SoCs zurückgreifen. In unserem Muster ist das der Core i7-11800H mit einer TDP von 27 Watt. Lenovo entscheidet sich hier also gegen die volle Nutzung von 45 Watt, die Intel maximal angibt. Die 27 Watt nutzt der Chip auch samt seiner 16 Threads in Anwendungen aus. Im Cinebench R20 erreichen wir gute 3.292 Punkte, die auch nach mehreren Durchläufen stabil bleiben.
Im direkten Vergleich ist hier AMDs Cezanne-SoC Ryzen 9 5900HX mit 25 Watt im Asus Zephyrus Duo 15 langsamer unter Dauerlast und schneller im initialen Durchlauf. Dort messen wir mindestens 3.046 Punkte und maximal 3.701 Punkte. Der Intel-Chip konkurriert auch mit dem eigenen Haus, etwa dem direkten Vorgänger Core i7-10875H, der im gleichen Test und mit höherer TDP von 38 Watt auf 3.036 Punkte kommt.
Im CPU-Rendertest mit Blender 2.81 und dem bekannten BMW-Benchmark benötigt das Thinkpad X1 Extreme Gen 4 318 Sekunden (5:18 Minuten). Die Grafikeinheit braucht mit 7:42 Minuten wesentlich länger.
GPU reicht aus
Trotzdem geht die Grafikleistung der Geforce RTX 3050 Ti Mobile in Ordnung. In Games ist es allerdings notwendig, die 4K-Auflösung zu vergessen und stattdessen auf 1080p zu setzen. Ansonsten rendern selbst weniger anspruchsvolle Games wie CS:GO eher langsam. Sind wir mit der Einschränkung einverstanden, erreichen wir in Valves Ego-Shooter immerhin 112 fps - mit hohen Detaileinstellungen, 4x AF und 2x AA.
Das Action-Adventure Shadow of the Tomb Raider ist da wesentlich anspruchsvoller. Die Nvidia-GPU erreicht hier 43 fps. Dabei wird die Auflösung ebenfalls auf 1080p und der Grafikdetailgrad auf die Voreinstellung "hoch" gesetzt. 43 fps sind noch immer gut spielbare Bildraten.
Generell schneidet die Geforce RTX 3050 Ti Mobile in Games wesentlich besser ab als etwa eine integrierte GPU von Intel und AMD. Die Intel Iris Xe des Core i7-1165G7 im Razer Book schafft mit mittleren Grafikdetails, aber etwas höherer Auflösung von 1.920 x 1.200 Pixeln 82 fps in CS:GO.
Allerdings gibt es auch wesentlich schnellere Alternativen. Die Geforce RTX 3070 Mobile im Alienware M15 R4 kommt im gleichen Test etwa auf 231 fps und damit auf fast die doppelten Frames.
Wer bessere Leistung möchte, kann auch beim Thinkpad X1 Extreme Gen 4 auf eine schnellere GPU setzen. Lenovo bietet Modelle mit Geforce RTX 3060, RTX 3070 und RTX 3080 Mobile an. Diese drei Modelle sind dann allerdings noch teurer.
Läuft hörbar, aber nicht zu laut
Die GPU benötigt unter realistischer Auslastung in Spielen zwischen 35 und 55 Watt Leistung. Die Systemleistung inklusive SoC und allen anderen Komponenten liegt entsprechend hoch bei 95 Watt, sodass auch ein etwas größeres Lenovo-Netzteil mit einer Leistung von 170 Watt beiliegt. Die CPU bleibt aber selbst im zehnminütigen Dauerlauf bei stabilen 68 Grad Celsius.
Zudem hält sich das Lüftergeräusch in Grenzen. Wir hören zwar generell ein homogenes Rauschen. Das ist aber weder besonders ungleichmäßig, noch übermäßig laut. Unter normalen Arbeitsbedingungen, also etwa beim Textschreiben und in Office-Programmen ist das Gerät gar nicht zu hören.
Für ein 16-Zoll-Gerät ist das X1 Extreme Gen 4 zudem ziemlich ausdauernd. Klar können wir durch die leistungsfähigere Hardware keine Rekordwerte bei der Akkulaufzeit erwarten. Im PCMark10-Dauerlauf erreicht das System aber immerhin 8:18 Stunden bei einer Displayhelligkeit von 200 cd/m². Lenovo selbst gibt eine maximale Laufzeit von 10 Stunden an.
Das wundert wenig, da im Notebook ein 88,6-Wattstunden-Akku und damit ein überdurchschnittlich großer Energiespeicher verbaut ist. Der nimmt im Gehäuse relativ viel Platz weg. Es bleibt aber genug Platz für austauschbare Komponenten. So sind hier zwei SODIMM-Module für DDR4-RAM verbaut. Unser Testmuster verwendet einen einzelnen 16-GByte-Riegel. Es lässt sich problemlos ein weiterer Riegel nachrüsten.
Gleiches gilt für Komponenten wie das WLAN-Modul von Intel (AX210 mit Wi-Fi 6E), das 5G-Modem von Qualcomm (X55 5G) und die Samsung-NVMe-SSD im M.2-2280-Formfaktor (PM9A1). Übrigens ist die PCIe-Gen-4-SSD schnell genug. In Crystaldiskmark messen wir 4.868 MByte/s im sequentiellen Schreiben und 6.835 MByte/s im sequentiellen Lesen.
Lenovo bietet das Thinkpad X1 Extreme Gen 4 im eigenen Onlineshop ab 2.630 Euro an. Darin ist der Core i7-11800H enthalten. Für den minimal schnelleren, aber mit vPro ausgestatteten Core-i7-11850H werden 160 Euro, für den Core i9-11950H 820 Euro Aufpreis verlangt. Auch andere Auflösungen, RAM-Kapazitäten, SSDs und Grafikeinheiten kosten extra. Unser Testmuster mit Core i7-11800H, 16 GByte DDR4-RAM, 512-GByte-SSD, Geforce RTX 3050 Ti Mobile und zusätzlichem 5G-Modem liegt bei 3.430 Euro.
Fazit
Wenn Geld keine Rolle spielt, ist das Thinkpad X1 Extreme Gen 4 wohl eines der besten Notebooks im Workstation-Bereich. Das liegt am exzellenten Gehäuse, der guten Verarbeitungsqualität und anderen Thinkpad-Qualitäten.
Auch die typische Thinkpad-Tastatur mit straffem Tastendruck, der Trackpoint und das verbesserte Trackpad passen zu einem Arbeitsnotebook. Dazu gibt es genug Anschlüsse: USB-A, Thunderbolt 4, ein SD-Kartenleser und HDMI.
Leistungstechnisch kann der Core i7-11800H mit 27 Watt überzeugen. In Benchmarks kann die CPU sich zwischen dem Ryzen 9 5900HX und dem Core i7-10850H einordnen. Außerdem ist eine dedizierte Nvidia Geforce RTX 3050 Ti Mobile dabei, die in Games und beim Rendern von Videos hilfreich ist.
Das Notebook ist unter Last nicht zu laut, auch wenn sich ein Rauschen bei einer Systemleistung von 95 Watt nicht vermeiden lässt. Bei normalen Büroarbeiten ist das Notebook nicht zu hören.
Dabei läuft das Gerät ohne Akkuladen etwa einen achtstündigen Arbeitstag lang durch. Der große Akku, RAM und SSD sind allesamt austauschbar. Daher lässt sich das Notebook gerade im Business-Bereich leicht warten und bei Bedarf möglicherweise gut reparieren.
All das macht das Thinkpad X1 Extreme zu einem der besten 16-Zoll-Notebooks auf dem Markt. Gut gemacht, Lenovo.
Thinkpad X1 Extreme Gen 4 im Test: Das beste Notebook in 16 Zoll kommt von Lenovo - Golem.de - Golem.de
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