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Monday, January 10, 2022

IT Trends 2022: Gartners magische Jahresvorschau für ahnungslose Anzugträger - Golem.de - Golem.de

Bei Gartner sind nicht nur die Quadranten magisch, auch die Jahresvorschau samt Trends hat nur bedingt mit der Realität zu tun. Wir beschreiben, warum.

Ein IMHO von
Gartner versucht sich an der Vorhersage von Trends für 2022.
Gartner versucht sich an der Vorhersage von Trends für 2022. (Bild: Andy Clark/Reuters)

Das neue Jahr hat begonnen und vielleicht noch neue und unbekannte Aufgaben stehen bevor. Da hilft es, sich mit den Trends des Jahres zu beschäftigen. Das auf IT spezialisierte Marktforschungsunternehmen Gartner hat diese ausgemacht. Das soll insbesondere verantwortlichen CIOs eine Hilfe an die Hand geben, ihre Unternehmen strategisch auszurichten.

Die von Gartner für 2022 genannten Trends dürften aber für die CIOs nicht sehr hilfreich sein, weil sie aus technischer Sicht eher willkürlich wirken und mit Blick auf das Jahr 2022 auch unspezifisch sind. Die Kollegen von Heise fassen dies süffisant als "irgendwas mit KI und Cloud" zusammen. Ein Blick auf die Liste zeigt schnell, warum.

Generative AI hat viele Probleme

So soll generative KI schon in wenigen Jahren rund zehn Prozent aller verfügbaren Daten selbst erzeugen und Unternehmen müssen sich laut Gartner ganz schnell darauf vorbereiten und mitmachen. Bisher gibt es aber bis auf wenige Nischen wie das Erstellen von Platinen-Layouts kaum relevante Anwendungsfelder generativer KI außerhalb von Kunst und Kultur. Und wirklich absehbar ist deren Erfolg auch nicht.

So haben selbst riesige generative Sprachmodelle wie GPT-3 oder jenes von Microsoft und Nvidia laut ihren Erstellern noch riesige Probleme, etwa dass mögliche Vorurteile der Ausgangsdaten reproduziert würden. Auch Deepmind bestätigt das in seinen Forschungen prinzipiell.

Darüber hinaus zeigt sich, dass etwa Githubs Copilot, mit dem generativ Code erstellt werden soll, Fehler und Sicherheitslücken produziert. Auch könnten ohne weitere Prüfung Lizenzverletzungen möglich sein.

Zeit noch nicht reif für AI Engineering

In Bezug auf aktuelle sogenannte KI-Systeme konstatiert Gartner in seiner Trendvorschau für das Jahr 2022: "IT-Führungskräfte haben Mühe, KI in Anwendungen zu integrieren, verschwenden Zeit und Geld für KI-Projekte, die nie in Produktion gehen, oder kämpfen darum, den Wert von KI-Lösungen nach der Veröffentlichung zu erhalten."

Doch statt daraus den naheliegenden Schluss zu ziehen, dass KI-Anwendungen nur in seltenen Fällen praktisch einsetzbar sind und wenigen, vor allem großen Unternehmen Vorteile bringen, fehlt laut Gartner einfach der richtige Ansatz. Im Jahr 2022 soll das mit AI Engineering die "Operationalisierung von KI-Modellen" sein, indem zum Beispiel KI-Teams zusammengefasst oder KI-Systeme besser und schneller verteilt werden.

Belege dafür, dass ausgerechnet im Jahr 2022 allein eine Operationalisierung dabei helfen wird, KI-Projekte produktiv zu nutzen und damit neue Geschäftsfelder zu erschließen, bringt Gartner nicht. Denn wie erwähnt werden andere Gründe, warum KI-Projekte scheitern könnten, nicht betrachtet. Gartner hilft hier nur eine technokratische Begründung, damit KI als vermeintlicher Trend für alle erhalten bleibt.

Autonome Systeme zu wenig verstanden

Mit Autonomic Systems hat Gartner einen Doppelplusgut-Trend zu den derzeitigen autonom genannten Systemen ausgemacht, die sich dadurch von bisherigen Systemen unterscheiden, dass sich ihre Algorithmen dynamisch selbst anpassen. Zukunftsgläubig sagt dazu David Groombridge, Research Vice Präsident bei Gartner, dies werde alltäglich in "Robotern, Drohnen, Fertigungsmaschinen und smarten Räumen" werden.

Statt diese Vision von Gartner wörtlich zu nehmen, sollten sich Verantwortliche wie eben CIOs in Unternehmen besser mit den schon jetzt vielfältig beschriebenen negativen Auswirkungen autonomer Systeme beschäftigen - etwa mit den eingangs erwähnten reproduzierten Vorurteilen.

Als Beispiel dient hier etwa Twitter, das Bug Bountys für seine KI-Modelle ausschreibt. Oder die erwähnten systematischen Untersuchungen von Deepmind, die auch immer wieder auf falsche Ergebnisse der Modelle hinweisen.

Es gibt also schon jetzt große Probleme damit, die Funktionen und Fähigkeiten statischer Modelle zu untersuchen und zu verstehen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass sich diese Probleme noch verstärken, wenn sich selbstständig ändernde Algorithmen verwendet werden. Statt sich dieser Gefahr bewusst zu werden und andere darauf hinzuweisen, beschreibt Gartner die Nutzung solch problematischer Systeme aber gar als Trend.

Unter dem Schlagwort Data Fabric fassen viele Unternehmen und Berater bestimmte Cloud-Architekturen zusammen, bei denen Daten besser integriert sind und leichter auf sie zugegriffen werden kann. Auch deren Verwaltung soll erleichtert werden. Die Antwort darauf, warum eine sinnvolle Datenverwaltung ausgerechnet im Jahr 2022 zum Trend werden sollte, bleibt Gartner aber schuldig.

Ähnliches gilt für das sogenannte Distributed Enterprise. Darunter versteht Gartner eine weiter fortschreitende Entwicklung hin zum sogenannten Remote-Arbeiten an vielen verteilten Arbeitsplätzen. Daran sollten Unternehmen ausgerichtet werden, lautet hier der Rat.

Für all jene CIOs und IT-Unternehmen, die dies erst nach knapp zwei Jahren Pandemie und Homeoffice erkennen, hilft aber vermutlich auch die Auflistung in den Gartner-Trends nichts mehr. Sie sind einfach viel zu spät dran. Genauso wie jene, die zu Beginn der Pandemie von der Umsetzung der Remote-Arbeit überrascht wurden. Insbesondere in der IT gibt es seit Jahrzehnten Konzepte zur Remote-Arbeit, ein neuer Trend ist das nicht.

Bei Cloud Native hat Gartner was verpasst

Ebenfalls in den Gartner-Trends sind Cloud Native Platforms (CNPs), also die Verwendung von Cloud- und Container-Techniken wie etwa dem inzwischen alles dominierenden Kubernetes. Doch auch Kubernetes ist mittlerweile mehr als sieben Jahre alt und dient weiter vor allem großen Deployments mit extrem vielen Containern.

All jene, die sich diesem Trend rund um Docker, Containern, Kubernetes und der Cloud bisher nicht zugewendet haben, brauchen das auch 2022 nicht mehr zwingend zu tun. Vermutlich entspricht das Einsatzszenario dann schlicht nicht ihren Bedürfnissen. Sollten die Unternehmen aber tatsächlich verpasst haben, ihre Architekturen in diese Richtung umzugestalten, dann ist die Hinwendung zu diesen Themen kein besonderer Trend des Jahres 2022, wie Gartner dies vorgibt. Es handelt es sich lediglich um die Nutzung einer seit Langem bestehenden Technik.

Decision Intelligence und Composable Applications - eigentlich selbstverständlich

Die sogenannte Entscheidungsintelligenz (Decision Intelligence) soll Unternehmen laut Gartner massive Wettbewerbsvorteile bringen. Umgesetzt werden soll sie "durch explizites Verständnis" und Arbeiten daran, "wie Entscheidungen getroffen werden, und Ergebnisse durch Feedback bewertet, gemanagt und verbessert" werden.

Falls Unternehmen im Jahr 2022 immer noch nicht wissen, wie und warum bei ihnen auch technische Entscheidungen getroffen werden, sollte dies vielleicht wirklich mal zum Trend werden. Dass es aber überhaupt so weit kommen muss, ist eigentlich ein eher düsterer Ausblick auf die Landschaft der IT-Unternehmen weltweit. Das liegt nicht in Gartners Verantwortung, dennoch wirkt es willkürlich, gerade diese Selbstverständlichkeit so herauszustellen.

Zum Trend erhebt Gartner auch zusammensetzbare Anwendungen (Composable Applications). Hilfreich sollen sie in sich ständig ändernden Geschäftskontexten sein, damit Firmen sich schnell an neue Technologien anpassen und sie in kurzer Zeit austauschen können. Das als besonderen Trend für 2022 auszumachen, ist aber nur bedingt hilfreich, da es ähnlich wie bei der Decision Intelligence eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Immerhin gilt auch bisher schon insbesondere in der IT: Diejenigen, die zu viel alten technologischen Ballast mit sich herumschleppen und sich nicht schnell genug anpassen, verlieren über kurz oder lang im Wettbewerb. Da helfen wahrscheinlich auch schnell austauschbare Anwendungen nicht mehr.

Die Rundum-sorglos-Automatisierung - oder wie Gartner es nennt, Hyperautomation - soll "möglichst viele Prozesse schnell identifizieren, überprüfen und automatisieren". Bei näherer Betrachtung empfiehlt Gartner hier aber letztlich auch nur eine agilere Entscheidungsfindung und die Beschleunigung von Geschäftsprozessen. Wie das mit der "Hyperautomatisierung" zusammenhängt, weiß wohl nur Gartner - und geht da auch nicht ins Detail. Denn wer will schon automatisierte Geschäftsentscheidungen für das eigene Unternehmen?

Mit der "Total Experience" wird es esoterisch

In zumindest sprachliche Nähe von Metaphysik und Esoterik bringt sich Gartner mit seinen Trends für das noch neue Jahr bei der sogenannten ganzheitlichen Erfahrung (Total Experience, TX). Die Marktforscher und Analysten verstehen darunter, die Konzepte von Customer Experience (CX), Employee Experience (EX), User Experience (UX) und den ohnehin schon schwammigen Begriff Multiexperience (MX) zusammenzudenken.

Dazu heißt es: "Das Ziel von TX ist es, das Vertrauen, die Zufriedenheit, die Loyalität und die Fürsprache von Kunden und Mitarbeitern zu stärken." Hauptsache, alle fühlen sich gut und alle sind zufrieden. Zugegeben: Es ist sicher sinnvoll für ein Unternehmen, wenn Kunden und Angestellte zufrieden mit ihm sind. Einfach neue Schlagwörter zu erfinden, ist aber keine nützliche Entscheidungshilfe.

Sinnvoll: Privacy-Enhancing Computation (PEC) und Cybersecurity Mesh

Zwei der von Gartner ausgemachten angeblichen Trends sollten zwar ebenfalls Selbstverständlichkeiten statt neue Trends sein, sind als Tipps aber auch unabhängig vom Jahr 2022 nützlich: Privacy-Enhancing Computation (PEC) und Cybersecurity Mesh.

Zu Privacy-Enhancing Computation (PEC) heißt es etwa: "CIOs müssen jeden Vertrauensverlust der Kunden aufgrund von Datenschutzvorfällen vermeiden." Angesichts der nahezu alltäglichen Datenverlustskandale der vergangenen Jahre lässt sich Gartner hier fast ausschließlich zustimmen.

Das PEC-Prinzip setzt laut Gartner allerdings darauf, "Daten sicher zu teilen, zusammenzuführen und zu analysieren, ohne die Vertraulichkeit oder den Datenschutz zu beeinträchtigen". Doch statt einfach immer mehr Daten zu horten und damit vermeintlich sicher zu arbeiten, wäre es im Sinne der Datensparsamkeit und mit Blick auf einen möglichen Vertrauens- und Datenverlust wohl hilfreicher, schlicht auf die Datensammelei zu verzichten. Dann kann auch nichts verlorengehen.

Mit dem Cybersecurity Mesh beschreibt Gartner letztlich sehr oberflächlich eine "integrierte Sicherheitsstruktur und -haltung zum Schutz aller Vermögenswerte, unabhängig vom Standort". Auch das sollte spätestens nach fast zwei Jahren Pandemie und Homeoffice eigentlich kein neuer Trend für das neue Jahr mehr sein, sondern längst gelebte Praxis.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de [IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach)]

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